Die Silberstadt Schwaz war schon immer eine musikfreudige Stadt und kann in dieser Hinsicht auf eine jahrhundertelange Tradition zurückblicken. Nach alten Aufzeichnungen mussten bereits in den Jahren 1440 bis 1500 bei festlichen Anlässen - wie etwa kaiserlichen Besuchen - Turmwächter und Ratsdiener mit Pfeifen, Trommeln und Pauken musizieren. Durch das Landlibell von Kaiser Maximilian I. im Jahre 1511 blühte das Schützenwesen auch in Schwaz kräftig auf und bei den "großen Büchsenschießen" durch die Schmelzherren und Gewerken gab es kein Fest ohne "Musikbanda". Am 5. Juli 1530 kam Kaiser Karl V. zur Besichtigung des Erbstollens nach Schwaz und wurde dabei mit Pauken und Trompeten empfangen. Erstmals dokumentarisch erwähnt wird die Stadtmusik (früher Bürgermusik genannt) anlässlich des Besuches von Kaiser Leopold I. im Jahre 1665. Tausende Bergleute in weißer Tracht huldigten dem Kaiser und die Bürgerkapelle Schwaz entbot den musikalischen Gruß. Georg Tannauer von Tannenberg gründete im Jahr 1666 in Schwaz die "Sakramentsreiterei", die bei Fronleichnamsprozessionen das "Allerheiligste" zu schützen hatte. Dazu gehörte ein Musikkorps mit Posaunen, Pauken und hohen Trommeln. Dieses Musikkorps ist auf der Sakramentsstandarte, die heute im Knappenchor steht, abgebildet. Es bestand bis zum Schicksalsjahr 1809, als Schwaz im Gefolge der Freiheitskämpfe in Schutt und Asche gelegt wurde. So wird heute das Jahr 1666/1667 als jenes angesehen, ab welchem eine Musikkapelle in Schwaz existierte, wenngleich 1809 viele Akten über die Tätigkeit der alten Bürgermusikkapelle vernichtet wurden.

Ab 1809

Es wurde auch nach 1809 weiter musiziert, worüber verschiedene Dokumente und Schriften aus dem vorigen Jahrhundert Aufschluss geben. So scheint als erster namentlich angeführter Kapellmeister Josef Dornauer auf, ein Militarist, der von 1838 bis 1852 die "Marktkapelle" leitete und "der es verstand, den hitzigen Köpfen der Musikanten Respekt einzuflößen". Um 1850 wurde die Kapelle wieder in "Bürgermusik" umbenannt, wobei neben dieser weitere drei oder vier Kapellen in Schwaz bestanden.  Im Jahre 1880 erhielten die Musikanten die sogenannte Gendarmerieuniform. Vom 16. bis 25. Juli dieses Jahres unternahm die Bürgerkapelle ihre erste große Reise zum I. Österreichischen Bundesschießen nach Wien. Bei dieser Ausrückung trugen die Musikanten eine im Zillertal ausgeliehene Nationaltracht. Aus dieser Zeit stammt das älteste Foto der Bürgermusik.
Um die Jahrhundertwende verzeichnet die Chronik bereits eine rege Vereinstätigkeit mit Auslandsfahrten und zahlreichen Konzerten.

1906 begab sich die Kapelle auf eine Konzertreise nach München. Bei der Rückfahrt nach Schwaz gab es einen längeren Aufenthalt in Kufstein - Grund war die Verspätung der Eisenbahn. Die Kapelle machte in Kufstein ein Foto, auf dem sich die damalige Bürgermusik Schwaz in der Schützenuniform fotografieren ließ. Die Kapelle hatte für die Fahrt nach München die Uniform von den Schützen ausgeliehen. Nach dieser Konzertreise beschloss die Kapelle eine Neuuniformierung.
1907 rückte die Kapelle das erste Mal in der eigenen Nationaltracht aus, und noch heute kann man auf den alten gestickten Ranzen "Bürgermusik Schwaz" lesen. Den ersten Weltkrieg überstand die Kapelle überraschend gut und blieb bis zum letzten Kriegstag ausrückungsfähig. Bereits im November 1919 gab es wieder eine Cäcilienfeier.

Zwischen den Kriegen

1921 wurde der Musikbund Schwaz gegründet, was mit einem großen Gründungsfest und einem prächtigen Festumzug am 12. Juni in Schwaz gefeiert wurde. Im April 1926 trat Ludwig Mair als Tambourmajor der Bürgermusik bei und behielt diese Funktion bis zu seinem 77. Lebensjahr. Er war bis 1962 eine der prägenden Persönlichkeiten der Musikkapelle. Auf Grund (vereins-)gesetzlicher Bestimmungen wurde im Jahre 1926 Josef Graber zum ersten geschäftsführenden Obmann gewählt. Der jeweils amtierende Bürgermeister blieb nach wie vor der Vorstand der Kapelle. Gleichzeitig wurde die Bürgermusik in Stadtmusikkapelle Schwaz umbenannt. Am Ostersonntag 1928 rückte man zum ersten Mal, von der Bevölkerung begeistert begrüßt, in der neuen Knappenuniform aus. Aus der Chronik geht hervor, dass damals eine Uniform S 47,- und ein neuer "Tschako" S 21,- kostete. In diese Zeit fallen zahlreiche Konzertreisen ins Ausland, vor allem nach Deutschland. Das Mitwirken beim Katholikentag 1933 in Wien und bei einer fünftägigen Weihnachtsveranstaltung des Tiroler Kinderhilfswerk im Burgenland (1934) waren für die Musikanten besonders schöne Erlebnisse.

Als 1935 der Gemeinderat der Stadt Schwaz durch die Landesregierung aufgelöst und ein Amtsverwalter eingesetzt wurde, geriet die Kapelle in große Schwierigkeiten.

Das nächste einschneidende Ereignis war der Anschluss an das Hitler-Deutschland im März 1938. Die Stadtmusikkapelle war den neuen Machthabern in politischer Hinsicht nicht geheuer, einige Mitglieder wurden zur SA-Musik befohlen, die Instrumente und das Notenmaterial hätte abgegeben werden sollen und die Vereinskasse wurde beschlagnahmt. Kurz, die Stadtmusik stand vor der Auflösung, hätte sich nicht Bürgermeister Dr. Ebenbichler äußerst energisch für die Kapelle eingesetzt.

Bis 1942 konnte man, wenn auch nur eingeschränkt, die musikalische Tätigkeit fortführen, dann wurde es ziemlich still. Trotzdem gab es damals ein wichtiges Ereignis: Otto Kleissner kehrte aus der Schweiz zurück und übernahm aushilfsweise die musikalische Leitung der Musikkapelle.

1945 bis 1967

Bereits in den letzten Kriegstagen 1945 begannen Ludwig Mair und Franz Knapp die Kapelle wieder aufzubauen. Das verstreute Inventar wurde gesammelt und am 15.Mai (eine Woche nach Kriegsende) mit 17 Mann die erste Probe abgehalten. Es kam nun eine schwierige Zeit mit Nahrungsmittelmangel, Lebensmittelmarken und Rationierung, gar oft vermerkte der betrübte Chronist nach Ausrückungen: "ohne Bier". Trotzdem begann unter Otto Kleissner, er war damals Direktor der städtischen Musikschule Schwaz, eine künstlerisch-musikalische Hochblüte. 1949 konnte die Stadtmusikkapelle bei einem internationalen Wertungsspiel in Lustenau in der Kunststufe von 43 Kapellen die höchste Punktezahl erreichen. Leider verstarb Otto Kleissner 1950 allzu früh im Alter von 56 Jahren. Nun übernahm Franz Stumberger das Amt des Kapellmeisters. In den folgenden Jahren absolvierte die Kapelle zahlreiche Auftritte und Wertungsspiele im In- und Ausland. Bemerkenswert ist auch, dass seit einiger Zeit in der Chronik der Stadtmusik immer wieder vom bald zu erbauenden Musikpavillon die Rede war, ja der Standort (Postpark) bereits dreimal festgelegt wurde, und Pläne sogar schon existierten.

Mit dem Bundesmusikfest 1967 feierte die Stadtmusik Schwaz, wie sie seit 1958 heißt, das 300-jährige Jubiläum.

Die nächsten 25 Jahre

Im Jahre 1974 trat Kapellmeister Franz Stumberger aus gesundheitlichen Gründen zurück, nachdem er 24 Jahre lang die Kapelle musikalisch geleitet hatte. Ihm folgte Josef Meister als Kapellmeister, der für die nächsten zwölf Jahre den Taktstock führte. In dieser Zeit übernahm die Stadtmusik auch die Patronanz über die Simon Juda Kapelle, die unter großem persönlichem Einsatz des damaligen Obmannes Ludwig Fender und aller Musikanten vorbildlich restauriert wurde. Seither feiert die Musik dort alljährlich eine Messe. Fast alle Jahre wurden in Schwaz zwei große Konzerte gegeben: das traditionelle Muttertags- und das Winterkonzert. Ebenfalls zur Tradition wurde die Ausrückung am Unsinnigen Donnerstag.

An großen Fahrten kann aus dieser Zeit die Berlinfahrt zum Staatsfeiertag im Oktober 1978 vermeldet werden, sowie die Fahrt nach Bremerhafen im Mai 1981, wo die Stadtmusik sowohl auf einem Schiff als auch auf der Insel Helgoland ein Konzert gab.

1982 wurde in Prag die Schallplatte "Mein Tirolerland" aufgenommen und im Rahmen des Winterkonzertes der Bevölkerung von Schwaz vorgestellt. Im August 1986 spielte die Musikkapelle im Rahmen einer Dampfnostalgiefahrt auf offenen Güterwagons der Zillertalbahn. Nach dem Winterkonzert 1986 legte Musikschuldirektor Josef Meister den Taktstock wegen beruflicher Überlastung zurück, und Kapellmeister Alfons Leutgeb dirigierte nun die Stadtmusik bis zum Jahresende 1990. Am 30. September 1987 ging endlich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, die Musikanten konnten ihr neues Probelokal in der Pölzbühne beziehen und sind seither nicht mehr "Untermieter" bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Im Sommer 1989 gastierte der Musikverein von Verbania (Italien) in Schwaz. Anfang September reisten die Stadtmusik und Repräsentanten der Stadtgemeinde zu einem freundschaftlichen Gegenbesuch in die Stadt am bezaubernden Lago Maggiore.

Im Dezember 1990 übernahm Armin Mitterer, der seit 1978 Mitglied der Stadtmusik ist, die musikalische Leitung der Kapelle. Anlässlich einer schönen Werbefahrt nach Gudow bei Lübeck im Juni 1991 erntete die Musik bei mehreren Konzerten großen Beifall.

1667 bis 1992 .......hieß es damals, als die Stadtmusik vom 17. bis 19. Juli 1992 ihr 325-jähriges Jubiläum verbunden mit dem Bezirksmusikfest feierte. ...bis heute

Anfang des Jahres 1995 erfolgte wieder ein Wandel an der Führungsspitze, da Armin Mitterer und Helmut Faserl ihr Amt zurücklegten. Als Kapellmeister folgte MD Rudolf Peske Armin Mitterer nach und als Obmann wurde Prof. Dir. Mag. Klaus Demez in den Klangkörper gewählt. Im November 1996 wurde eine dreitägige Auslandsreise nach Köln veranstaltet. Im November des Jahres 2002 wurde Prof. Dir. Mag. Klaus Demetz von Martin Baumgartner als Obmann abgelöst. Anfang Mai 2004 reiste man vier Tage in die Partnerstadt nach "East Grinstead", England. Ende des Jahres 2004 kam es zu einem erneuten Führungswechsel, da MD Rudolf Peske sein Amt als Kapellmeister zurücklegte. Sein Nachfolger wurde Mario Leitinger.

Kurioses aus der Chronik

Wussten Sie, dass es in Schwaz von 1852 bis 1859 eine eigene Knabenkapelle gab? Sie wurde von Basilius Enneoser gegründet, bestand aus Burschen zwischen 12 und 18 Jahren und erfreute sich großer Beliebtheit. Der Kapellmeister wurde aber 1859 aus Schwaz entfernt, da er "zu freundschaftlich" mit dem zarten Geschlecht umging, was nicht geduldet werden konnte. 1884 bildeten acht Mann aus der Bürgermusik eine Tanzmusik, aber der geistliche Herr Revisor wollte diese "Todsündenschwegler" nicht mehr bei Prozessionen mitmarschieren lassen, weshalb sich diese von der Kapelle trennten. Bei den Prozessionen in Pill und Terfens durften sie aber ohne weiteres mitmarschieren. Der Piller Pfarrer sagte, er fände nichts Sündhaftes oder Unanständiges an ihrer Musik. 1912 wurde ein Pony zum Ziehen der großen Trommel eingestellt, aber nach einem Jahr verlangte der Besitzer 100 kg Hafer für vier Ausrückungen, worauf das Pony sofort entlassen wurde. Bei einer der ersten Auslandsfahrten nach dem zweiten Weltkrieg nach Meran gab der Bus bei der Rückfahrt den Geist auf, und die gesamte Musikkapelle musste den Bus über die Passhöhe schieben. 1909 gerieten sich zwei Musiker bei einem Platzkonzert im Pfundengarten derart in die Haare, dass einer plötzlich wutentbrannt ausrief: "Bei so einem G´sindel spiel ich nicht mehr mit!" Dies bewirkte den Austritt weiterer fünf Musikanten. Sie gingen als die sogenannten "Sechserwatter" in die Vereinsgeschichte ein und traten 1912 wieder der Bürgermusik bei.

1950 verbot der Bischof die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession, da in einem Zeitungsartikel beanstandet wurde, dass die Stadtmusikkapelle bei der 1.Mai-Kundgebung für die KPÖ ausgerückt sei, was sie seit 1945 am 1.Mai sowohl für SPÖ und KPÖ immer getan hatte. Die Prozession wurde dann ein armseliger Bittgang, weil die Schützen damals auch nicht mitgingen und die Bevölkerung aus Protest gegen den Bischof die Prozession boykottierte. Schon bei der Knappenprozession am 11.Juni war die Musikkapelle wieder dabei.

Der große Österreichische Zapfenstreich am 25.Oktober 1986 war beendet. Bei der Frage der Musikanten an Kapellmeister Pepi Meister, ob ihm dieser Zapfenstreich nicht kürzer als sonst erschien, war die Überraschung perfekt. Nachdem er den Einsatz für den Solotrompeter übersehen hatte, gab es einen Zapfenstreich ohne Zapfenstreich.

Ebenfalls in diesem Jahr kam ein Trompeter zu spät zum Ausrücken, lief der Kapelle durch die Franz-Josef-Straße nach und wollte sich schon einreihen. Als er bemerkte, dass die Kapelle in Knappenuniform adjustiert, er aber in Tracht erschienen war, schwenkte er unauffällig nach links aus.

Die Kapellmeister

Josef Dornauer 1838 - 1852
Georg Pichler 1852 - 1854
Josef Pfund 1855 - 1856
N. Wanner 1857 - 1860
Martin Kiechl 1860
Georg Pichler 1861 - 1862
Josef Winkler 1863 - 1868
Georg Pichler 1869
Martin Kiechl 1870 - 1872
Thomas Walter 1873 - 1875
Johann Knapp 1875 - 1888
Josef Rendl 1888 - 1895
Josef Koller 1895 - 1898
Johann Knapp 1898 - 1900
Josephus Weber 1900 - 1905
Johann Knapp 1905 - 1908
Ludwig Gschnaller 1908 - 1914
Peter Geiger 1914 - 1916
Alois Lechleitner 1916 - 1917
Peter Geiger 1917 - 1918
Ludwig Gschaller 1919 - 1921
Peter Geiger 1922
Johann Lechner 1922 - 1924
Ludwig Gschnaller 1924 - 1926
Johann Lechner 1926 - 1928
Odo Polzer 1928
Ludwig Gschnaller 1928 - 1930
Josef Umlauf 1930 - 1937
Gebhard Steinlechner 1937 - 1942
Otto Kleissner 1942 - 1950
Franz Stumberger 1950 - 1974
Josef Meister 1974 - 1986
Alfons Leutgeb 1986 - 1990
Armin Mitterer 1990 - 1994
Rudolf Peske 1995 - 2004
Mario Leitinger 2004 - 2014
Robert Werth 2015
Armin Mitterer 2016
Erwin Feiß 2017
Markus Trenner 2018 -

Die Obmänner

Da die Bürgerkapelle sich erst im Jahr 1926 als Verein nach dem Vereinsgesetz konstituiert hat - damals erfolgte die Namensänderung in "Stadtmusikkapelle Schwaz" - gibt es erst ab dieser Zeit Obmänner im Sinne des Vereinsgesetzes, wenn es auch schon vorher einen alljährlich gewählten Ausschuß gegeben hat.

Josef Graber 1926 - 1929
Ludwig Mair 1929 - 1937
Josef Graber 1938 - 1944
Ludwig Mair 1945 - 1947
Alois Gfall 1947 - 1949
Albert Berger 1949 - 1958
Hans Rinner 1958 - 1961
Ludwig Kandler 1961 - 1963
Michael Forcher 1963 - 1964
Alois Fink 1964 - 1965
Ludwig Kandler 1965 - 1966
Reinhold Seidel 1966 - 1969
Alois Schaller 1969 - 1975
Bruno Kobald 1975 - 1976
Ludwig Fender 1976 - 1985
Alois Knapp 1985 - 1988
Bruno Kobald 1988 - 1990
Helmut Faserl 1990 - 1994
Klaus Demetz 1995 - 2002
Martin Baumgartner 2002 - 2006
Alois Leitinger 2006 - 2012
Helmut Peer 2012 -

In der Vereinsgeschichte gab es viele Höhen und Tiefen, aber die Kameradschaft hielt die Musikkapelle immer wieder zusammen, sodass sie stets zum Wohle der Heimatstadt Schwaz wirken konnte. Mögen dieser traditionsreichen Kapelle noch viele Jahre des Musizierens beschieden sein!

(Das Leben ist nichts ohne Musik)